Gestern, Heute, Morgen
Das Wappen der Ortsgemeinde Hattert
Erläuterung:
Als erster Landschultheiß von Hattert wird Gerhaed Nayl genannt. Dieser Name lief durch vier Generationen, denen mittlerweile der Adelstitel verliehen wurde. Sie führten den Titel: "Denß Monhard Nayl von Hattenrode" und führten zuletzt das vorliegende Wappen. Gerhard Nail, genannt Dens erscheint zunächst als Schöffe des Gerichts von Hachenburg. Bereits 1402 wird er in einer Belehnungsurkunde als Gerhard Nayll von Hattenrode angesprochen.
So ist Gerhard Nayll als Stammvater des niederadeligen Geschlechtes derer "von Hattert" anzusehen.
Die Nägel im Wappen weisen redend auf den Namen "Nayl" hin.
Der Löwe steht für die territoriale Zugehörigkeit zur Grafschaft Sayn und zur Grafschaft Sayn-Hachenburg.
Ortsteil Laad
Der Ortsteil Laad, oder auch genannt die Laad liegt ca. einen Kilometer westlich von Niederhattert. Der Name Laad hat seinen Ursprung in der Bezeichnung "in der Laden". Der Begriff Lade oder Laden ist zurückzuführen auf einen kistenförmigen großen Behälter zum Aufbewahren von Kleidern / Wäsche im Sinne einer Schublade.
Deshalb sagen die Laader auch heute noch, wir wohnen in der Laad. Im 17. Jahrhundert gab es in der Laad nur einen Hof, den sogenannten Höckershof in der Laden.
Später kamen einzelne Häuser dazu, die Laad gehörte dann zur Gemeinde Niederhattert.
Auch schon in früheren Zeiten hatten die Bürger mit der Obrigkeit ihre liebe Last. So sollten die Bewohner von "in der Laden", heute Laad im Jahre 1725 an die gnädige Herrschaft 5 Klafter Holz liefern, hatten aber keinen Wald.
So schreiben die Bewohner in der Laden an Hochgeborenen Graf und Herrn:
"Euer hochgräfl. Excel. haben vorm Jahr (....) befohlen, dass ein jeder Kirchspielsunterthan all und jedes Jahr 5 Klafter Brennholz machen und hauen soll, welchem wir auch gerne unterthänige Parition leisten wollen, weilen wir aber in der Laden ganz keine Waldung, dahero wir nicht wissen, wo wir solches hauen sollen, ob zwarn vorhin hier und da mit den Hattertern ansonsten aus Vergünstigung Klafterholz gehauen, so nicht mehr angehen will.
Deswegen haben Ew. hochgf. Excell. unterthänigst bitten wollen, sie geruhe uns doch gnädigst anweisen zu lassen, in welchem Bezirek wir sothanes herschaftl. Holz hauen sollen, so werden wir ohnverdrossen unterthänigst verrichten, denn obschon mit den Niederhatterter Gemeinden in Gemeinschaft stehen, so dürfen wir doch nicht mit ihnen Holz hauen."
Ortsteil Niederhattert
Der Ortsteil Niederhattert liegt im westlichen Teil der Gemeinde Hattert. Zu Niederhattert gehörte früher bis zum Zusammenschluss zur Gemeinde Hattert auch der Ortsteil Laad.
In Niederhattert waren mehrere Landwirtschaftliche Betriebe angesiedelt, es gab eine Schule, drei Gaststätten (bei Julches, die Schlipsbar und das Parkhotel), drei Lebensmittelgeschäfte, einen Sportplatz und einen Friedhof.
Heute sind in Niederhattert mehrere Gewerbeunternehmen angesiedelt.
Ortsteil Mittelhattert
Wie der Name schon sagt, liegt der Ortsteil Mittelhattert in der Mitte von Hattert. Zur eigenständigen Gemeinde Mittelhattert gehörte der Hof Sophienthal.
In Mittelhattert wurde das erste größere zusammenhängende Wohnneubaugebiet der Gemeinde Hattert erschlossen.
Heute findet man im Ortsteil Mittelhattert den neuen zentralen Friedhof, die Kindertagestätte, das Reitstation des Rothbachtaler Reitclub e.V. sowie die Sporthalle mit dem Büro und dem Bauhof der Gemeindeverwaltung
Ortsteil Oberhattert
Der Ortsteil Oberhattert liegt im Nördlichen Teil von Hattert.
In Oberhattert ansässig sind mehrere landwirtschaftliche Großbetriebe, einige Gewerbeunternehmen sowie die einzige in Hattert noch verbliebene Gaststätte, das Gasthaus Weyer.
Im Ortsteil Oberhattert liegt auch die katholische Pfarrkirche "Maria Königin" und der Sportplatz des SSV Hattert.
Ortsteil Hütte
Der Ortsteil Hütte liegt ca. 1 km entfernt südöstlich von Mittelhattert.
Zu Zeiten der Grafen von Sayn im Mittelalter galt der Hatterter Grund (bekanntlich ein sehr fruchtbares Gebiet) als die saynische Kornkammer. Es befanden sich in diesem Gebiet überall Sammelstellen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Im heutigen Ortsteil Hütte wurde das Heu in einer Heuhütte gesammelt, bei der Heuhütte entstand eine Siedlung, bis heute hat sich dann der Name Hütte gehalten.
Im Heimat-Adressbuch von 1956 steht über die Gemeinde Hütte: Kurort, 2km von Mittelhattert entfernt, direkt am Wald gelegen. Im letzten Jahr über 6000 Übernachtungen.
In der eigenständigen Gemeinde Hütte gab es in den 60iger Jahren eine Schule, eine Schreinerei, eine Gärtnerei, 2 Lebensmittelgeschäfte, ein Textilgeschäft und zwei Gaststätten mit Pensionen.
1963 nahm Hütte am Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" teil und errang den 4.Platz.
Im Jahre 1923 wurde die Hütte fast durch einen Großbrand komplett zerstört.
Ortsteil Hof Sophienthal
Wie der Name schon sagt, bestand der heutige Ortsteil Hof Sophienthal im 17. und 18. Jahrhundert im wesentlichen aus dem Sophienthaler Hofgut mit angeschlossener Mühle. Im Jahre 1818 wird Sophienthal mit den Gemeinden Mittelhattert und Hütte zu einer Gemeinde vereinigt.
Später bildete der Hof Sophienthal zusammen mit Mittelhattert eine Gemeinde.
Heute gibt es im Ortsteil Hof Sophienthal zwei Gewerbebetriebe, eine Pension mit Ferienwohnungen sowie das Kinderhaus Pumuckl.
Die Entstehung des Dorfes Hattert
Die erste urkundliche Erwähnung
Die älteste urkundliche Erwähnung des Dorfes Hattert fällt in das Jahr 1373.
Am 13. Dezember 1373 siegeln Schultheiß und Schöffen der Stadt Hachenburg einen Schuldbrief auf den Namen Aleber von Hattenrode (Albert von Hattert). In der Urkunde heißt es es daß Aleber von Hattenrode und seine Frau Emel dem Godar gen. Lyfman und seiner Frau Ele erblich jährlich 8 Schilling Hachenburger Währung von einem Garten in der Alderstad oberhalb des Pastors Hof zu geben haben.
Der Name Hattert
Der Name Hattert ist eine Zusammenziehung des alten Namens Hattenrode. Bei dem Namen Aleber von Hattenrode handelt es sich nicht um ein Adelsprädikat, sondern Aleber wurde, wie früher üblich, nach seinem Wohnort "Aleber von hattenrode" genannt.
Der Zeitpunkt der ersten urkundlichen Erwähnung ist jedoch nicht mit dem Entstehungsdatum gleichzusetzen. Wir können davon ausgehen, dass Hattert im jahre 1373 schon etliche Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte bestand.
Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Schreibweise von Hattenrode häufig, so tauchen in den Urkunden die Namen Hatteroyd, Haderoide, Hattenroide, Hatteroed, Hattenroed, Hattenrodt, Hatteroth, Haterote, Hatterth bis zum heutigen Hattert auf.
Der Ortsname Hattenrode deutet darauf hin, dass es sich um eine Siedlung handelt, die durch Rodung des Waldes entstanden ist. Hattenrode ist aus dem Personennamen "Hatto" und dem Suffix -rode zusammengesetzt. Hatto war wahrscheinlich der Name des "Lokators", des bäuerlichen Anführers der neuen Ansiedler, der einflußreichste Mann im Dorf.
Die Kleinbahn Hachenburg - Selters
1896 wurde eine einspurige Bahnlinie von Hachenburg nach Selters, die durch den Hatterter Grund mit Haltestellen in Oberhattert, Niederhattert und Laad führen sollte, projektiert und den Behörden vorgelegt.
Der Kostenvoranschlag für den Bau der einspurigen Kleinbahn mit einer Länge von 23.206 m belief sich auf 1.704.00 Mark.
Es müssen zwei Brücken mit einer Spannweite von 4 und 7 Metern zur Überquerung des Holzbaches und der Wied gebaut werden.
Die Fahrgeschwindigkeit ist in der Horizontalen 25-30 km und sinkt in den stärksten Steigungen auf 15 km pro Stunde, so dass die Mittelgeschwindigkeit ca. 20 km pro Stunde beträgt.
Am 1.März 1901 wurde die eingleisige Schmalspurbahn dem Verkehr übergeben.
In der Pfarrchronik von 1900 steht:
"Gelegentlich des Baues der Klein-Bahn Hachenburg-Selters haben sehr viel daran beschäftigte italienische Arbeiter in verschiedenen Orten des Kirchspiels Quartier gehabt.
Gelegentlich der Kirchweih zu Hütte am 30. September kam es zwischen Hütter Burschen und Männern einerseits und Italienern, die im Hatterter Grund wohnten, andererseits, zu einer von letzteren begonnenen Schlägerei, wobei ein Italiener erschlagen wurde.
Zwei Burschen von Hütte wurden gefänglich eingezogen..."
Die Schule in Oberhattert
Liest man in der Chronik von Hattert, so kann man feststellen, dass im 19. Jahrhundert die schulischen Zustände für die Lehrer und die Kinder nicht sehr erbaulich waren. So beschreibt Lehrer Würz die Schule als nasses, kaltes Loche, in dem man Gicht und Rheumatismus bekommt. So wird bei der Schulinspektion 1872 die Oberhatterter Schule wie folgt beurteilt: "Die Schule bietet in fast allen Unterrichtsgegenständen das Bild eines beklagenswerten Zustandes, welches aus der provisorischen Dienstversehung zu erklären ist."
Im Jahre 1907 wird ein neues Schulhaus geplant. Lehrer Würz schreibt darüber in der Schulchronik: "Es tobt ein harter Kampf um die Platzfrage. Obwohl der Platz auf der Birnenbitz von der Regierung geeignet befunden und alle anderen Bauplätze verworfen sind, so ist doch eine starke Partei tätig, die dem entgegenarbeitet."
Es ging hoch her, es wurde verbittert um die Kosten für eine Rute von 15 Mark gestritten, es sollte sogar eine Enteignung eines Grundstückes stattfinden.
Abschließend schreibt Lehrer Würz: "Wann werden die Leute in Oberhattert endlich einmal klug werden und wann wird wieder Eintracht und Friede in dieser Gemeinde herrschen?"
Erstaunlich, dass Lehrer Heinrich Würz trotz aller widrigen Umstände vom 1.10.1906 bis 28.03.1938, also 32 Jahre Lehrer in Oberhattert war.
Schließlich wurde am 3.Oktober 1911 der Grundstein zur neuen Schule gelegt und mit dem Bau begonnen. Am 1. November 1912 war die neue Schule soweit fertig, dass die Lehrerswohnung bezogen werden konnte. Lehrer Würz schreibt dazu: "Wie wohl man sich fühlt, eine gesunde, den modernen Verhältnissen entsprechende Wohnung gefunden zu haben, das kann nur der ermessen, der 6 Jahre lang in einem nassen, kalten Loch - Verzeihung - ich wollte sagen: Schulgebäude gewohnt hat, in das weder Sonne und Mond schien.
Am 23. Januar 1913 ist die feierliche Einweihung der neuen Schule.
Am 1. Oktober 1913 bekommt Oberhattert mit Lehrer E. Lippert einen zweiten katholischen Lehrer. 1914/15 sind 106 Schüler im Unterricht.
Die Schule in Niederhattert
Ende des 19. Jahrhunderts bestand ein Schulverband Niederhattert, Mittelhattert-Hütte, Sophienthal und Laad.
Die Schule stand in Niederhattert und wurde von den Kindern aus Laad, Niederhattert, Mittelhattert und Hütte besucht. Die Schule war ein Wohnhaus mit angebautem Lehrsaal.
Im Oktober 1892 bittet Lehrer Foertsch um Versetzung. "Es ist zunächst die Wohnung, welche mich zur Meldung bestimmt. Die Zimmer im Erdgeschoß sind unbewohnbar, da sie nicht unterkellert und infolgedessen feucht und dumpfig sind. Die sogenannte Küche ist nichts weiter als der, durch eine Bretterwand abgeschiedene Hausflur, dessen Boden mit Steinplatten belegt und ebenfalls ohne Keller ist, sodass im Winter eine unerträgliche Kälte und eine ganz ungesunde Luft herrscht. dabei ist in der ganzen Wohnung kein Ofen, der nicht rauchte. Ich schreibe es dieser feuchten, ungesunden Wohnung zu, dass meine Frau nicht mehr gesund ist."
Im Juni 1893 liegt ein Gesuch des obengenannten Schulverbandes auf die Trennung desselben vor. Dieser Antrag wurde jedoch vom Königlichen Landrat aus finanziellen Gründen abgelehnt. Weder die Gemeinde Mittelhattert, noch Niederhattert seien in der Lage einen Schulhausneubau mit ihren zur Verfügung stehenden Finanzmitteln zu realisieren.
Trotzdem wurde die Sache weiter verfolgt und so heißt es dann im Schreiben des Königlichen Landrates im Jahre 1902 an die Regierung in Wiesbaden: "Die Verhandlungen wegen Trennung des Schulverbandes müssen eingeleitet werden. Der politischen Zusammengehörigkeit entsprechend sind die jetzigen 5 Schulverbandsorte in die beiden Schulverbände Niederhattert mit Laad und Mittelhattert mit Hütte und Sophienthal zu trennen. In Niederhattert kann das Schulgebäude beibehalten werden. für Mittelhattert muß ein neues Gebäude in Richtung auf Hütte zu errichtet werden.
Auszug aus der Schulchronik aus dem Jahre 1911 (Lehrer O. Steinbichler)
Der Schulneubau in Niederhattert ist inzwischen bei prächtigem Wetter vollendet worden. Es ist ein Prachtbau geworden, ein Schmuck für das ganze Dorf. Die Gemeinde sollte Stolz sein auf seine neue Schule, die im ländlichen Stil erbaut, gegenwärtig wohl eine der schönsten im Oberwesterwaldkreis ist. Auch deshalb könnte man damit zufrieden sein, da außer dem gesetzlichen Drittel der Gemeinde noch 9 000 Mark Gnadengeschenk bewilligt wurden; also fast ganz aus staatlichen Mitteln erbaut, sie wird etwa 20 000 Mark kosten.
Und doch!! Ich wills nicht hinschreiben, was meine Seele bewegt, Schmeicheleien würden es jedenfalls nicht für einzelne Gemeindeglieder sein; ich tröste mich mit dem Gedanken, daß es nicht der am besten hat, den man bemitleidet, sondern glücklich zu preisen ist, den man beneidet.
In der ersten Woche des Oktobers bin ich mit meiner Familie in die neue Wohnung eingezogen. Wie wohl ich mich darin fühle und wie froh ich nun bin, kann nur der mir nachempfinden, der auch wie ich 12 Jahre in einem solchen Loch gewohnt hat, in einem Haus, das vor 100 Jahre gerade gut genug als Hirtenhaus war.
Und da gibt es Leute hier, die da meinten, die alte Schule sei noch 50 Jahre gut gewesen!! Na, es muß auch solche Menschen geben.Schule wurde nach den Herbstferien noch im alten Schulsaal gehalten.
Die Schule in Hütte ist jetzt auch glücklich unter Dach, sodass sie im nächsten Jahre ihrer Bestimmung übergeben werden kann. Am 11. Dezember wurde die neue Schule hier eingeweiht.
Die Schule in Hütte
Mit Gott! Eine neue Zeit beginnt für uns in Hütte, wir haben eine Schule. Was schon so lange erhofft, ersehnt wurde, jetzt ist es Wirklichkeit geworden. Viel Kampf hat`s gegeben, viel Meinungsverschiedenheiten ausgelöst. Manches Projekt ist ins Leben getreten und wieder erstorben, ehe das unsrige wahr wurde. Einmal dachte man, die neue Schule zu Niederhattert zweiklassig zu gestalten, dann aber wollte man - und für dieses Projekt traten auch höhere Gewalten ein - die neue Schule zwischen Hütte und Mittelhattert erbauen. Doch die Bedenken des Kreisarztes gegen den weiten Schulweg, den die Kinder des Tages viermal machen mußten und einige andere ärztliche Schwierigkeiten gruben auch diesem Plan das Grab. So ist dann unsere Schule hier am grünen Waldrand entstanden. 1911 bagann man mit dem bau, 1912 im Sommer, ward er vollendet.
Am 18. November 1912 erfolgte dann die Einweihung durch eine Feier in der neuen Schule und durch die Schlüsselübergabe von Landrat Dr. Thon an den Bürgermeister Herrn Anton Klöckner.
Die Feier wurde bereichert mit Gesang der Schulkinder von Niederhattert, Ansprachen des Pfarrers Schardt und des Lehrers Freitag.
Dann begann der 2. Teil der Feier. Im Gasthaus Jung versammelte sich Alt und Jung. Die Tische waren überreich mit Kuchen beladen. Auch der Herr Landrat und der Kreisschulinspektor sowie der gesamte Schulvorstand nahmen am Kaffee teil. Bald herschte fröhlisches Leben, man begann das Tanzbein zu schwingen und erst die Mitternacht machte der schönen Feier ein Ende.
Die Kinderzahl betrug 1912 16 Knaben u. 13 Mädchen
Im Jahre 1916 werden in Hütte die Leitungen für das elektrische Licht verlegt, die Schule erhält Beleuchtung durch Strom.
Am 14. Mai 1922 erklang zum erstenmal das Schulglöcklein zum ersten harten Feueralarm, der Dachstuhl des Hauses von Wilhelm Nolden stand in Flammen.
1928 erhielt Hütte eine Wasserleitung, auch die Schule wurde angeschlossen, das Ganze wurde durch ein großartiges Wasserfest gefeiert.
1970 wurde die Schule Hütte mit Niederhattert zu einer Schule zusammengelegt, Lehrer Tschapke übernimmt die Leitung.
Hattert im Jahre 1988
Nach der Gemeindestatistik von 1988 leben in Hattert 1.732 Menschen, 854 Männer und 878 Frauen. 318 Einwohner sind über 70 Jahre alt, es gibt 444 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 20 Jahre.
Von der Landwirtschaft leben 1988 noch ca. 60 Menschen in Hattert, die 10 Vollerwerbsbauernhöfe betreiben. 25 Bauernhöfe sind als Nebenerwerbsbetriebe zu betrachten, von den ca. die Hälfte von Rentnern bewirtschaftet wird. Es gibt heute noch ca. 600 Stück Großvieh, das hauptsächlich in den während der 60er Jahre in der Außengemarkung gebauten Aussiedlerhöfen in Massentierhaltung versorgt wird.
Der Großteil der Bevölkerung arbeitet als Pendler, teilweise als Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes in den nahegelegenen Städten Hachenburg, Altenkirchen oder Koblenz. Bis zum zweiten Weltkrieg wurde in den Siegerländischen Erzbergwerken und in den Walzwerken in Wissen gearbeitet.
Es gab 1988 in Hattert zwei kleine Lebensmittelgeschäfte, sechs Gaststätten, zwei Schreinereien, zwei Gärtnereien, zwei Autowerkstätten, zwei Heizungs- und Sanitärinstallationsbetriebe, zwei Elektrogeschäfte, ein Anstreicher- und ein Stuckgeschäft für Außenfassaden und Grabmäler und ein Handel mit Heizöl und Düngemitteln. Ein glasverarbeitender Betrieb, der seit 1982 besteht, stellt Glasfilter für den medizinischen Bedarf her.
Auf dem ehemaligen Hof Sophienthal ist seit dem Anfang des Jahrhunderts eine Samengroßhandlung untergebracht, die den sogenannten Reichmann-Samen vertreibt. Dort arbeiteten bis zu 50 Frauen im Winter, die die Aufgabe hatten, den Samen in Tüten zu verpacken.
Bis zum Jahre 1985 wurden von der Gemeinde Hattert bis zu 4 Bullen als Zuchtvieh gehalten. Die gemeinde kaufte den Bullen und zahlte für Futter und Pflege ca. 2000,- DM an den jeweiligen Bullenhalter, der eine Deckliste anfertigte, die jährlich der Gemeinde vorgelegt wurde. Der Bürgermeister stellte zusammen, wie oft die jeweiligen Landwirte den Gemeindebullen in Anspruch genommen hatten. Das Deckgeld wurde vom Gemeinderat jährlich festgesetzt. Es war so berechnet, dass es nie kostendeckend war, sondern teilweise durch Jagdpachteinnahmen der Gemeinde und einem Gemeindezuschuss finanziert wurde.
Breitbandverkabelung (Kabelfernsehen)
Die Entstehungsgeschichte der Kabelfernsehanlage in Hattert.
Im Jahre 1982 beabsichtigte das Fernmeldeamt 2 Koblenz, die Ortslage Hattert mit Telefon-Erdkabel zu versorgen. Die Telefonversorgung der Gemeinde wurde bis dato oberirdisch über Telefonmasten und oberirdische Leitungen sichergestellt.
In jener Zeit wurden beim Fernmeldeamt 2 Koblenz die ersten BK-Anlagen (Breitbandkommunikation / Kabelfernsehen) geplant.
Auf Initiative von Herbert Orthey - damals Bauführer beim FBBz 21 Altenkirchen und wohnhaft in Hattert - wurde die Gemeindevertretung von Hattert für die Mitverlegung eines Breitbandkabels für die Fernsehversorgung sensibilisiert.
Die Antragstellung durch die Ortsgemeinde erfolgte im November 1982, nach umfangreichem Schriftwechsel, einigen Zustimmungen und einigen Ablehnungen durch das Fernmeldeamt 2 Koblenz und einigen Bürgerversammlungen wurde die Genehmigung für das Vorhaben letztendlich im März 1983 erteilt.
Eigentlich gehörte Hattert damals fernmeldetechnisch zum FBBz 23 Westerburg, somit hätte die Planung und die Durchführung des Bauvorhabens vom FBBz Westerburg ausgeführt werden müssen.
Da der FBBz 23 Westerburg sich aus zeitlichen Gründen dazu nicht in der Lage sah, wurde die gesamte Planung vom damaligen Bauführer beim FBBz 21 Altenkirchen Herbert Orthey durchgeführt.
Herbert Orthey erstellte die Projektierung und die Planung bis zur Bauausschreibung in wochenlanger Arbeit während seiner Freizeit...
Die Bauausführung erfolgte im Jahre 1983 durch den FBBz 23 Westerburg, die Einschaltung der BK-Anlage Anfang 1984.
Damit war die Ortsgemeinde Hattert eine der ersten Gemeinden in Rheinland-Pfalz mit einer Fernsehversorgung durch Breitbandkabel...
Der Fortschritt war gewaltig, zusätzlich zu dem bisherigen Programmangebot über Antenne von SWF 1. Programm - ZDF und SWF 3.Programm gabs nun über Kabel 3 Programme mehr, nämlich HR 1. Programm - WDR 1. Programm - WDR 3. Programm.
Was für ein sensationeller Fortschritt...
Nachfolgend einige Schreiben des damaligen Schriftverkehrs, die Dokumente können durch “Anklicken” vergrößert werden
In den nachfolgenden Jahren wurde die BK-Anlage Hattert erweitert, so wurde z.B. Hachenburg und einige Ortschaften der Verbandsgemeinde Hachenburg mit Breitbandkabel versorgt.
Mit dem Ausbau der BK-Anlage wurde die Empfangsstelle nach Steinebach verlegt, das Programmangebot erhöhte sich.
Ein Meilenstein war die Einspeisung der ersten Privaten TV-Sender wie RTL plus oder SAT 1.
In den nachfolgenden Jahren wurde das Programmangebot ständig erhöht.
Die Kabelfernsehanlagen wurden später von der Telekom betrieben und dann an private Gesellschaften verkauft.
Die Kabelanlage Hattert wird heute von Kabel Deutschland / Vodafon betrieben.
Im Jahre 2005 kam der technische Fortschritt dank des BK-Kabels endgültig nach Hattert.
Kabel Deutschland rüstete Ihre BK-Anlagen für das schnelle Internet auf.
Hattert wurde als Pilotprojekt im nördlichen Rheinland-Pfalz auserkoren. Für die Übertragung mit damals 10 Mbit/sec mussten die Netze umgebaut werden.
Die Einschaltung in Hattert erfolgte im Januar 2007.
Dank des unermüdlichen Einsatzes des damaligen Postlers Herbert Orthey im Jahre 1983 erleben die Einwohner von Hattert heute das Fernsehen in digitaler HD-Qualität und das Internet mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 Mbit/sec...!!!
Anekdoten von früher
1726 Auch schon in früheren Zeiten hatten die Bürger mit der Obrigkeit ihre liebe Last.
So sollten die Bewohner von "in der Laden", heute Laad im Jahre 1725 an die gnädige Herrschaft 5 Klafter Holz liefern, hatten aber keinen Wald.
So schreiben die Bewohner in der Laden an Hochgeborenen Graf und Herrn:
"Euer hochgräfl. Excell. haben vorm Jahr (....) befohlen, dass ein jeder Kirchspielsunterthan all und jedes Jahr 5 Klafter Brennholz machen und hauen soll, welchem wir auch gerne unterthänige Parition leisten wollen, weilen wir aber in der Laden ganz keine Waldung, dahero wir nicht wissen, wo wir solches hauen sollen, ob zwarn vorhin hier und da mit den Hattertern ansonsten aus Vergünstigung Klafterholz gehauen, so nicht mehr angehen will.
Deswegen haben Ew. hochgf. Excell. unterthänigst bitten wollen, sie geruhe uns doch gnädigst anweisen zu lassen, in welchem Bezirek wir sothanes herschaftl. Holz hauen sollen, so werden wir ohnverdrossen unterthänigst verrichten, denn obschon mit den Niederhatterter Gemeinden in Gemeinschaft stehen, so dürfen wir doch nicht mit ihnen Holz hauen."
1858 Bürgermeister Bierbrauer von Oberhattert
1858 wird Bürgermeister Bierbrauer zum Rücktritt geraten, "wegen eines ihm in letzter Zeit zukommenen Sprachfehlers" , weswegen er sich nicht mehr verständlich machen kann. Bürgermeister Bierbrauer reicht ein Gesuch an das Herzogliche Amt ein, in dem er seine Krankheit beschreibt: "Der Fehler kommt nicht von der Zunge, sondern meistens vom Aussteigen eines Schleims aus dem Magen, was sich auf die Luftröhre und den Mund bezieht, her."
Im Dezember 1858 wird der herzoglichen Landesregierung erneut berichtet, dass Bürgermeister Bierbrauer immer noch an einer Zungenlähmung leide und "wenn er sprechen will, so kommen lauter unartikulierte, unverständliche Töne hervor."
Der Zustand sei immer schlimmer geworden, an Körper und Geist sei er sonst gesund und im Schreiben sehr erfahren.
1860 ist der Sprachfehler immer noch nicht behoben. Bei Amtshandlungen wird er vom Beigeordneten vertreten.
Am 20. August 1865 ist Bürgermeister Peter Bierbrauer verstorben.
1873 - Finanzverhältnisse Gemeinde Niederhattert
Die Gemeinde Niederhattert gehörte zu den ärmsten Gemeinden des Oberwesterwaldes und bekam mit Rücksicht auf die schlechten Finanzverhältnisse jedes Jahr Staatszuschüsse.
Am 20. November 1873 machte Bürgermeister Jung von Niederhattert die Anzeige, "dass die Gemeindekasse von allen Mitteln entblößt sei". Die königliche Steuerkasse hatte beantragt, die Gemeinde zur Zahlung der rückständigen Annuitäten anzuhalten, aber die Gemeindekasse war leer.
Vom Landrat wurde deshalb vorgeschlagen: "Wenngleich die Gemeinde Niederhattert zu den weniger wohlhabenden gehört, so könnte dieselbe, um das Gleichgewicht zwischen Ausgaben und Einnahmen herzustellen, doch so gut wie viele anderen Gemeinden wenigstens 100% heben".
Der Bürgermeister sei zwar dafür, dieser jedoch der einzige in Niederhattert, der die redliche Absicht habe, die Kalamität zu beseitigen. Der übrige Gemeinderat und die Gemeindeversammlung seien entschieden dagegen.
1875 hatte Niederhattert ein Defizit von 57 Mark und 85 Pfennig.
1875 - Kirchweihfest in Niederhattert
Schon damals waren die Kirchweihfeste eher eine deftige Angelegenheit, bei der es hoch herging. Am 2. August 1875 erschien der Wirt Johann Pennig aus Niederhattert auf dem Amt und führte Beschwerde, dass "sie ihm die Erlaubnis zur Abhaltung des Kirchweifestes nicht erteilen wollen"
Bürgermeister Jung möchte mit allen Mitteln verhindern, dass das Fest abgehalten wird. Als Gründe gibt er an, das Dorf sei zu arm und die zu zahlenden Steuern seien sowieso kaum aufzubringen. Außerdem könne im Interesse der Ortspolizei die Abhaltung von Tanzmusik nicht zugelassen werden, aus Rücksichten, die beschämend aufzuführen seien.
Die Regierung teilt jedoch mit, dass laut Regierungsverordnung die Abhaltung von Tanzbelustigungen in der Woche des Kirchweihfestes in der Regel zu gestatten ist.
Am 7. August 1875 berichtet Bürgermeister Jung, dass auf der letzten Festlichkeit vor 20 Jahren eine Schlägerei stattgefunden habe, "wovon noch Spuren der Verstümmelung vorhanden sind". Er weigert sich hartnäckig, die Tanzmusik zu gestatten, droht sogar mit seinem Rücktritt.
Am 19. August 1875 wird gestattet, Sonntag den 29. August bis nachts 12°° Uhr einfach Tanzmusik abzuhalten.
1877 24.März - Antrag von Bürgermeister Jung, Niederhattert
Obschon ich zugeben muss, dass die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde dies schwerfallen lässt, so ist auf der anderen Seite auch der Dienst des Bürgermeisters umso schwieriger und der geringste Tagelöhner sich eines besseren Lohnes erfreuen darf, denn auf den Jahresgehalt von 114 Mark ergibt sich ein Tagelohn von 31 Pf., ein Betrag, der wenn in gesellschaftlichen Kreisen zur Sprache kommt, nur allgemeines Lachen erregt und schließlich zum Spott ausgelegt wird, mit den Worten, der Titel ist auch etwas werth. Allein der Bürgermeistertitel ist in einer solchen Gemeinde, mit überhäuften Arbeiten, hat für mich in keiner Weise welchen Werth, und würde gerne Verzicht geleistet, wenn nicht in mancher Beziehung der patriotische Sinn vorherrschend wäre.
Das Gesuch wurde abgelehnt.
1880 Lehrer Gasteyer Oberhattert
Am 1. Mai 1880 kommt Lehrer Gasteyer nach Oberhattert. Es gibt Auseinandersetzungen um das Schulgut, Lehrer Gasteyer wurde wegen Sachbeschädigung angeklagt und vom Landgericht Hachenburg zu 16 Mark Entschädigung verurteilt. Er bat um seine Versetzung und wurde bereits im Oktober von Lehrer Burkardt abgelöst.
In der Schulchronik schreibt er: "Überhaupt könnte ich noch mehr niederschreiben, was ich in der kurzen Zeit hier erlebt habe, aber die Zeit ist mir zu kostbar für solche ehrenhaften Sachen. Lieber Nachfolger, wer Du auch bist, ich bedaure Dich von Herzen, dass Du hierhin gekommen bist, wo man Dir kein Vergnügen und kein ruhiges, friedliches Leben gönnt. Doch es gibt auch gute Menschen hier, aber die haben leider keine Gewalt"
1890 -Schreiben Lehrer Klapper, Niederhattert an Bürgermeister Jung
Im Mai 1890 bittet Lehrer Klapper um "Beseitigung des Übelstandes am Lehrsaal der Schule: Unter dem hiesigen Schulsaale befindet sich ein nasser Keller, ein Kuh-, Schweine- und Hühnerstall ohne jede Ventilation. Alle Ausdünstungen der genannten Räume strömen durch den defekten Fußboden in den Lehrsaal, wo täglich 104 Schüler unterrichtet werden. Die Wände und sämtliche Utensilien sind mit Schimmel besetzt. Bis zum vorigen Jahre führte eine schornsteinartige Röhre die nassen und gesundheitsschädlichen Dünste bis zum Dache."
Antwortschreiben von Bürgermeister Jung:
Der Schimmel sei höchstens im Bücherschrank, was ein Zeichen schlechter Verwaltung sei. "Den Übelständen kann daher nur am besten durch Versetzung des Lehrers abgeholfen werden. Auch ist dieselbe sehr zu wünschen, in dem der Lehrer fast mit einem Drittel der Bürger sich verfeindet hat, durch unziemliche Reden in der Schule, die bereits soweit fortgeschritten sind, dass selbst noch nicht schulpflichtige Kinder dem Lehrer, jene von ihm in der Schule gebrauchten Wörter wie: Meckes und Obermeckes, Hund u. dgl. auf der Straße nachrufen. Es ist dies sehr zu bedauern, kann aber die Schuld davon nur auf den Lehrer zurückgeführt werden, indem früher derartiges nicht vorgefallen".
Lehrer Klapper versah später den Schuldienst in Gehlert. 1898 wurde er wegen Sittlichkeitsdelikten an Schulkindern in 8 Fällen zu einer Gefängnisstrafe von 3 Jahren und 6 Monaten verurteilt und aus dem Schuldienst entlassen.
Lehrer Klapper schreibt an die Königliche Regierung in Wiesbaden (Auszug):
"Klarstellung meines traurigen Verhältnisses zum hiesigen Bürgermeister Herrn Jung. Als ich nun im verflossenen Winter einen Knaben wegen eines groben Vergehens mit 6 Schlägen bestrafte, glaubte man Grund genug gefunden zu haben, mich bei meiner vorgesetzten Behörde zu beklagen. Der Vater des bestraften Knaben, ein hiesiger Landmann, welcher weder Lesen noch Schreiben kann, ließ eine Klage von Bürgermeister Jung anfertigen und ließ sich so, ohne es zu wissen, als Strohmann vorschieben. ."
Der Schuldirigent meint zur Sache:
"Heinrich Schumacher erhielt, weil er unsittliche Figuren auf die Bank eingeschnitten habe, 6 Schläge auf das Gesäß. Diese Strafe kann für diese Art des Vergehens nicht als zu streng erachtet werden.
Wenn hierauf die Mutter, wie der Lehrer behauptet, in des Lehrers Wohnung kam und solchen Lärm machte, dass dessen Frau in Krämpfe fiel und sich sonstige grobe Beleidigungen derselben erlaubte, so hatte sie dazu keine Veranlassung und hat sich durch dieses Vergehen strafbar gemacht.
Es scheint mir in höchstem Grade zu tadeln, wenn Eltern, statt ihrer Kinder zu der wohlverdienten Schulstrafe zu Hause noch einmal Strafe zu geben, dem Lehrer ins Haus rücken und ihm Vorwürfe machen wollen, oder gar die Kinder zum offenen Widerstand und Ungehorsam gegen den Lehrer anhalten. Sie erschweren dadurch dem Lehrer sein, zumal in Niederhattert schon schweres Amt, untergraben dessen Ansehen bei den Kindern und verziehen ihre Kinder, wenn sie ihnen Recht geben, wo sie Strafe verdienen.
Wenn es wahr ist, was der Lehrer behauptet, dass Lehrer Bauer abends auf der Straße misshandelt worden, Lehrer Eckhard mit Steinen geworfen, Lehrer Baum bedroht und seine Fenster in der Nacht mit Steinen beworfen worden seien, so scheint es, als ob kein Lehrer in Niederhattert in Frieden habe durchkommen können."
1923 - Großbrand in Hütte
"10.Mai. In diesen Tagen ist in unserer Hütte etwas geschehen, das eine poetische Natur zu einem längeren Erguss in der Westerwälder Zeitung veranlasst hat. Ich lasse den Tatsachenbestand folgen. Ein warmer Maiabend, der zum Verweilen draußen einlädt. Das Schäkern der Mädchen und Burschen klingt überall, da plötzlich eine andere Tonart: Feuer! Der Wald brennt! Auf einem Horn tutend durcheilt einer das Dorf, bald hat er eine stattliche Zahl hinter sich, die mit Beilen u.a. ausgerüstet losziehen, um den Waldbrand zu löschen. Doch wo? Da drüben, wo der Horizont so dunkelrot gefärbt! Weiter! Aber die Stelle will nicht kommen, wohl aber steht in der angedeuteten Richtung der Mond, still, friedlich, mit einem lächelnden Zucken um das weltenalte Angesicht: ihn hatten sie löschen wollen, die Hütter. Die stehen eine Weile still, wie weiland die Schildbürger vor ihrem Rathaus. Der Heimweg? Den lässt die Feder des Chronisten in Schweigen gehüllt. Irrtum bleibt menschlich.
Am folgenden Tag brannte es wirklich, der Feuerruf durchgellte den Ort. Doch es rührte sich keiner, alles andere als wieder den Mond löschen.
Erst als das Glöckchen wimmerte, trafen die Helfer ein: Bei August Hehn war ein Wäscheschrank beinah ausgebrannt, die Feuerwehr fand wenig Arbeit."
Der Schweinekrieg zwischen Hattert und Merkelbach
Mit dem Anwachsen der bisherigen Einzelhöfe und Weiler zu geschlossenen Dörfern bildeten diese bald eigene Wirtschafts- und Interessenzonen aus. Doch in den Waldgebieten, die bisher der Allgemeinheit zur Nutzung überlassen waren, kam es unausweislich zu Überschneidungen der Grenzen der benachbarten Gemeinden.
Die nutzbaren Flächen waren schon vor 400 Jahren recht knapp geworden und die Existenz der Menschen war dadurch bedroht.
Also versuchte man möglichst beim Nachbarn zu holen, was einem selbst fehlte.
Die Hatterter machten 1613 einen Versuch in die Merkelbacher Gemarkung einzudringen. Damals beließen es die Merkelbacher nicht nur dabei, ihnen Vieh zu pfänden, sondern legten auch über den Juristen Dr. Rudolph Holtmann Klage ein.
Für Merkelbach endete dieses Verfahren positiv.
Zehn Jahre später, im Oktober 1623 trieben die Hatterter ihre Schweineherde zur Bucheckernmast in die Schlenke. Bei der nachfolgenden Pfändung (die Merkelbacher trieben die Schweine in einen Stall in Merkelbach) kam es zu einigen Gewalttätigkeiten und Hattert klagte vor Gericht.
Die Hatterter argumentierten vor Gericht, dass die Schweine schon seit Menschengedenken in den Wald bei Merkelbach getrieben wurden. Für die Freilassung der Schweine wollten die Hatterter den Merklebachern eine Bürgschaft geben. Merkelbach dachte nicht daran, die Tiere auch gegen Bürgschaft freizugeben.
Der Gerichtsgang brachte keiner der beiden Parteien das gewünschte Ergebnis. Da keine Gemeinde das alleinige Besitzrecht nachweisen konnte, entschied das Gericht. daß sie das strittige Gebiet weiterhin gemeinsam benutzen sollten.
Durch die Pest im Jahre 1635/36 und den 30jährigen Krieg wurde die Bevölkerung dermaßen reduziert, dass nur noch wenige Leute in Merkelbach und Hattert lebten, welche sich den Wald teilten.
Im Jahre 1676 kam es aber wieder zu Unstimmigkeiten in Sachen Schlenke. Der Streit ging weiter, 1699 pfändeten die Hatterter das Vieh der Merkelbacher. Im Jahre 1725 kam es zum Prozess zwischen Merkelbach und den Gemeinden Hachenburg, Hattert und Altstadt. Diese wollten das Vieh der Merkelbacher aus ihren Gemarkungen heraus haben.
Erst im Jahre 1751 wurde der Streit um das Weiderecht beigelegt. Der finanzielle Schaden für die Gemeindekassen war immens. Der ganze Schweinekrieg zu Merkelbach dürfte zwischen ein- bis zweitausend Gulden verschlungen haben.
Quelle: Dorfchronik der Ortsgemeinde Merkelbach
Geschichte Ober Hattert - Karl Greis
Weitere Dateien